Republic of Mauritius (englisch) République de Maurice (französisch) | |||||
Republik Mauritius | |||||
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Wahlspruch: Stella Clavisque Maris Indici Latein, „Stern und Schlüssel des Indischen Ozeans“ | |||||
Amtssprache | de jure: keine de facto: Englisch und Französisch im Parlament | ||||
Hauptstadt | Port Louis | ||||
Staatsform | Parlamentarische Republik | ||||
Regierungssystem | Parlamentarische Demokratie | ||||
Staatsoberhaupt | Präsident Prithvirajsing Roopun | ||||
Regierungschef | Premierminister Pravind Jugnauth | ||||
Fläche | 2.040 km² | ||||
Einwohnerzahl | 1.265.303 (2018)[1] | ||||
Bevölkerungsdichte | 635 (11.) Einwohner pro km² | ||||
Bevölkerungsentwicklung | ▲ +0,61 % (2016)[2] pro Jahr | ||||
Bruttoinlandsprodukt
| 2018[3] | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | ▲ 0,790 (65.) (2017)[4] | ||||
Währung | Mauritius-Rupie (MUR) | ||||
Unabhängigkeit | 12. März 1968 (vom Vereinigten Königreich) | ||||
Nationalhymne | Motherland | ||||
Zeitzone | UTC+4 | ||||
Kfz-Kennzeichen | MS | ||||
ISO 3166 | MU, MUS, 480 | ||||
Internet-TLD | .mu | ||||
Telefonvorwahl | +230 | ||||
Mauritius (deutsch [maʊ̯ˈriːtsi̯ʊs], englisch [məˈɹɪʃəs], französisch Maurice [moˈʀiːs], kreolisch Moris) ist ein Inselstaat im Südwesten des Indischen Ozeans ungefähr 870 Kilometer östlich von Madagaskar.
Neben der Hauptinsel Mauritius mit der Hauptstadt Port Louis zählen Rodrigues, die Cargados-Carajos-Inseln sowie die Agalega-Inseln zum Staatsgebiet. Das Chagos-Archipel gehörte zum Staatsgebiet von Mauritius, wurde aber von Großbritannien kurz vor der absehbaren Unabhängigkeit von Mauritius 1965 ausgegliedert.
Inhaltsverzeichnis
Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Maskarenen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zusammen mit Réunion zählen die Inseln Mauritius und Rodrigues zu den Maskarenen.
Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Großräumige Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Insel Mauritius liegt im Indischen Ozean ca. 1800 km östlich des Afrikanischen Kontinentes.
Nachbarstaaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die zu Frankreich gehörende Insel Réunion liegt etwa 200 km westlich. Nördlich befinden sich in etwa 1750 Kilometer Entfernung die Seychellen. Indien befindet sich nordöstlich in etwa 4000 Kilometer Entfernung.
Zugehörige Inseln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Hauptinsel Mauritius: Der Staat Mauritius besteht aus zwei großen und mehreren kleineren Inseln: Auf Mauritius selbst, der größten Insel des Staates, liegt die Hauptstadt Port Louis.
- Kleine Inseln bei Mauritius: Große Teile der Hauptinsel sind von einem Riff umgeben, aus dem sich einige weitere kleine Inseln wie Amber Island erheben. In unmittelbarer Nähe zu Mauritius liegen ferner Gunner’s Coin (Coin de Mire) (8 km vor der Nordküste) und Round Island 22 km nordöstlich.
- Rodrigues: Die zweite größere Insel ist Rodrigues mit rund 40.000 Einwohnern. Sie liegt rund 600 km östlich auf ungefähr der gleichen geografischen Breite wie die Hauptinsel.
- Cargados-Carajos-Inseln: Die Cargados-Carajos-Inseln (auch St. Brandon) liegen etwa 500 km nordöstlich von Mauritius. Diese Inselgruppe hat eine Länge von ungefähr 100 km und erstreckt sich von Nord nach Süd.
- Agalega-Inseln: Die Agalega-Inseln liegen mehr als 1000 km nördlich von Mauritius entfernt und befinden sich mit etwa 650 km Luftlinie deutlich näher an den Seychellen.
Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mauritius liegt auf der Südhalbkugel. So sind die Jahreszeiten denjenigen auf der Nordhalbkugel entgegengesetzt. Aufgrund der Lage in den sommerfeuchten Tropen beträgt die Durchschnittstemperatur an der Küste um 23,3 °C und auf den Höhen um 19,4 °C. Die relative Feuchte schwankt um 80 %. Dabei ist der Winter (Juni bis Oktober) die trockenste, der Sommer (Dezember bis April) die feuchteste Jahreszeit. Auffällig sind die Kontraste zwischen Ost- und Westküste: Während die Ostküste im direkten Einflussbereich der SO-Passatwinde liegt, ist die Westküste gut geschützt im Regenschatten (Lee) der Gebirge. Daher ist die Station Fuel an der Ostküste im Jahresverlauf etwa 2,5 Mal niederschlagsreicher (1962 mm pro Jahr) als die Station Medien an der Westküste (782 mm pro Jahr). Daneben ist die Westküste im Jahresmittel aufgrund des Lee-Effektes (Föhn) geringfügig wärmer als die Ostseite.[5]
Zyklone
Über dem südwestlichen Indischen Ozean (SW-Indik), in dem Mauritius liegt, werden jährlich durchschnittlich ca. 15 tropische Stürme beobachtet.[6] Die Zyklonsaison dauert auf Mauritius vom 15. November bis 15. Mai. Nicht jeder Sturm erreicht das Zyklonstadium (Windgeschwindigkeiten > 118 km/h), nicht jeder Sturm zieht über die Insel hinweg. Häufiger streifen sie Ausläufer mit starker Bewölkung, zunehmendem Wind und hohem Wellengang an der Küste.
Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mauritius liegt auf der Afrikanischen Platte und ist vulkanischen Ursprungs. Dabei werden drei vulkanische Phasen unterschieden. Eine älteste Phase begann vor zehn Millionen Jahren und endete vor fünf Millionen Jahren. Eine mittlere vulkanische Phase begann vor 3,5 Millionen Jahren und ging vor 1,7 Millionen Jahren zu Ende. Eine jüngste bzw. gegenwärtige Serie begann vor 700.000 Jahren und reicht zumindest bis vor 20.000 Jahren. Der Vulkanismus förderte hauptsächlich basaltische Laven zu Tage. Die Insel Rodrigues besteht ebenfalls aus basaltischen Vulkaniten, bei denen eine radiometrische Altersbestimmung ein Alter von 1,54 Millionen Jahren ergab. An der Südwestseite von Rodriguez baut sich der Korallenschutt bis zu einer Höhe von 62 Metern empor.[7]
Berge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der höchste Berg auf Mauritius ist mit 828 m der Piton de la Petite Rivière Noire. Er befindet sich im Bezirk Black River in der Black-River-Bergkette. Gefolgt wird er von den beiden Gipfeln des Pieter Both (820 m) und des Le Pouce (811 m) der Moka-Port-Louis-Kette.
Flora und Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wie häufig auf isolierten Inseln ist die Fauna von Mauritius nicht sehr artenreich, hat aber einen hohen Anteil endemischer Arten.
Vor Ankunft des Menschen gab es außer Fledertieren keine landbewohnenden Säugetiere. Zu diesen Fledertieren gehören der inzwischen ausgestorbene Rauchgraue Flughund, der Mauritianische Grabflatterer und der Maskarenen-Flughund (Pteropus niger). Bis heute sind jedoch andere Fledermaus- und Flughund-Arten auf der Insel heimisch. Weil die Maskarenen-Flughunde angeblich die Ernte von Mangos und Litschis schädigen, hat die Regierung im Oktober 2015 beschlossen, 20 Prozent dieser Flughunde zu töten. Tierschützer und die Weltnaturschutzunion IUCN warnten, das könne die Spezies an den Rand des Aussterbens führen.[8]
Durch den Menschen wurden zahlreiche Tierarten eingeführt, darunter Ratten, Mäuse, Mangusten, der Mähnenhirsch und der Javaneraffe.
Auf Mauritius gibt es zudem über 100 Vogelarten, insbesondere die endemischen Arten sind durch Habitatveränderungen und die eingeführten Säugetiere teilweise stark bedroht oder bereits ausgestorben. Der bekannteste Vogel ist der auch im Wappen der Insel vertretene Dodo (Raphus cucullatus), der bereits um 1690 ausgerottet war. Andere endemische Arten sind der Maskarenen-Brillenvogel, der Mauritiusfalke, der Mauritiussittich und die Rosentaube. Bereits ausgestorben sind unter anderem der Mauritius-Grausittich, die Mauritius-Gans, der Mauritius-Nachtreiher, der Mauritius-Papagei, die Mauritius-Ralle und die Mauritiusente. Eingeführt wurden unter anderem die Hirtenmaina, der Rotohrbülbül und die Sperbertaube.
Wie auf vielen Inseln des westlichen Indischen Ozeans gab es auch auf Mauritius Riesenschildkröten (Gattung Cylindraspis); sie wurden aber gegen 1800 ausgerottet. Zu den sonstigen Reptilien gehören vor allem Geckos (unter anderem Günthers Taggecko und Ornament-Taggecko) und Skinke wie das Telfair-Skink. Die seltene Round-Island-Boa ist auf der kleinen Insel im Norden, deren Namen sie trägt, endemisch.
Flora[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Von den 670 Arten von Blütenpflanzen ist etwa die Hälfte endemisch. Große Teile der Insel waren ursprünglich von tropischem Regenwald bedeckt. Das endemische Malvengewächs Trochetia boutoniana gilt als Nationalblume.
Städte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die größten Städte sind (Stand 1. Juli 2016)[9]:
- Port Louis: 148.870 Einwohner
- Vacoas-Phoenix: 106.253 Einwohner
- Beau Bassin-Rose Hill: 104.544 Einwohner
- Curepipe: 79.001 Einwohner
- Quatre Bornes: 77.492 Einwohner
Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Etwa zwei Drittel (68 %) der Einwohner sind Indomauritier, stammen also vom indischen Subkontinent. Ein großer Teil der übrigen Bevölkerung sind sogenannte Kreolen (27 %, ehemalige Sklaven aus Afrika und Madagaskar, mit anderen Gruppen, vor allem Europäern, vermischt). Gut 3 % Prozent der Mauritier sind als Sinomauritier chinesischer Abstammung. Die weiße Minderheit ist etwas kleiner, etwa 2 % der Bevölkerung sind Frankomauritier.[10] Ureinwohner gibt es nicht, da Mauritius vor der Kolonialisierung unbewohnt war und nur gelegentlich von arabischen Seefahrern besucht wurde. Im Jahre 2017 waren 2,3 % der Bevölkerung im Ausland geboren.[11][12]
Die Lebenserwartung auf Mauritius betrug im Zeitraum von 2010 bis 2015 74,1 Jahre (Männer: 70,7 Jahre, Frauen: 77,7 Jahre). Mauritius hatte damit die höchste Lebenserwartung von allen Ländern in Subsahara-Afrika. Gleichzeitig hatte es mit 1,5 Kindern pro Frau die niedrigste Geburtenrate.[13]
Jahr | 1950 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 | 2010 | 2016 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohnerzahl | 493.000 | 660.000 | 826.000 | 966.000 | 1.056.000 | 1.185.000 | 1.248.000 | 1.262.000 |
QuelleUN[14] |
Sprachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Morisyen, eine Kreolsprache, die auf dem Französischen basiert, wird von fast der gesamten Bevölkerung im Alltag verwendet und von über 86,5 % als Muttersprache gesprochen (im Jahre 2000 waren es noch 70,1 %). Es gibt Bestrebungen, Morisyen einen offiziellen Status zu geben. Daneben wird auch ein Gemisch aus nordindischen Sprachen und Dialekten gesprochen, sowie dravidische Sprachen aus Südindien, vor allem Tamil. Die am zweitmeisten gesprochene Sprache ist Bhojpuri, das dem Hindi ähnelt und von 5,3 % der Bevölkerung gesprochen wird (2000 noch 12,1 %). Die Chinesen sprechen zum Teil noch verschiedene südchinesische Dialekte. Eine weitere Sprache ist Englisch (weniger als 1 %), während Französisch weiterhin die Muttersprache (4,1 %) der Oberschicht ist, obwohl die Franzosen das Land schon seit über 200 Jahren nicht mehr beherrschen.[10] Die Stellung des Französischen wird auch durch das verwandte Morisyen gestärkt. Das Französische beherrscht die Massenmedien, im öffentlichen Raum sind Englisch und Französisch gleichermaßen anzutreffen. Die offizielle Parlamentssprache ist Englisch, es darf jedoch auch Französisch verwendet werden.
Auf Rodrigues spricht man Rodriguais, auf den Agalega-Inseln Agalega-Kreolisch.
Seit 2006 hält Mauritius auch einen Beobachterstatus in der Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder.
Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die am weitesten verbreitete Religion ist der Hinduismus, dem 48 % der Bevölkerung angehören. Zum Christentum bekennen sich etwa 32,7 % der Bevölkerung, wobei 26,3 % katholisch und etwa 6,4 % andere Christen (Protestanten) sind. Fast alle der etwa 17,3 % Muslime sind Sunniten, auch wenn es eine kleine Zahl von politisch und wirtschaftlich einflussreichen Schiiten gibt. Die Bahá'í machen gut 1 % der Bevölkerung aus. Buddhisten stellen nur noch einen kleinen Teil der Bevölkerung, und 0,7 % hängen keiner Religion an.[10] Die große Mehrheit der Hindus und Muslime stammt von indischen Arbeitern ab, die von den Briten nach Abschaffung der Sklaverei auf die Insel geholt und auf den Zuckerrohrplantagen eingesetzt wurden.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Portugiesische Zeit (1505–1598)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Entdeckt von Europäern wurde die Insel 1505 (andere Quellen nennen 1507 oder auch 1510) vom Portugiesen Pedro Mascarenhas. An ihn erinnert noch heute der Name der Inselgruppe der Maskarenen (bestehend aus Mauritius, Rodrigues und Réunion). Die Portugiesen nutzten die Insel jedoch nur als Stützpunkt und nicht als Kolonie.
Niederländische Zeit (1598–1710)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Admiral Wybrand van Warwijck nahm die Insel 1598 für Holland in Besitz und benannte sie nach dem Prinzen Moritz von Oranien (ndl. Maurits, lat. Mauritius). Von 1598 bis 1710 war Mauritius in niederländischem Besitz. Besiedelt wurde sie erst 1638 von den Niederländern. Frankreich nahm im selben Jahr die benachbarten Inseln Rodrigues und Réunion in Besitz. Zahlreiche Gouverneure wurden als Oberhäupter der Insel eingesetzt, doch viele Belastungen und Nöte, wie Zyklone, Dürren, Schädlingsplagen, Nahrungsmangel und Krankheiten, forderten ihren Tribut und 1710 wurde Mauritius von den Niederländern schließlich aufgegeben. In der Folgezeit setzten sich Seeräuber auf Mauritius fest. Sie operierten immer dreister im Indischen Ozean und fügten der Handelsschifffahrt erheblichen Schaden zu. Die Handelsmacht Frankreich griff ein und kämpfte gegen das gut organisierte Piratentum. Die Insel war fast vollständig abgeholzt und die Tierbestände (wie die der Dodos) ausgerottet oder stark dezimiert.
Französische Zeit (1715–1810)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Jahr 1715 wurde die Insel von den Franzosen erobert, die die Insel in „Île de France“ umbenannten. Mahé de Labourdonnais war von 1734 bis 1746 Gouverneur von Mauritius und gründete 1735 Port Louis und errichtete dort den Gouverneurssitz. Eigentümerin des Eilands war bis zu ihrem Bankrott im Jahr 1767 die Französische Ostindienkompanie. Sie ließ Zuckerrohrplantagen von Sklaven aus Ostafrika und Madagaskar anlegen und bewirtschaften. Ab 1767 war die Insel französische Kronkolonie.
Britische Zeit (1810–1968)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1810 besetzten die Briten unter Kommodore Josias Rowley nach einem erfolgreichen Feldzug – dem sogenannten Mauritiusfeldzug – gegen Frankreich die Insel und benannten sie wieder in Mauritius um. Auch Rodrigues fiel dauerhaft in britische Hände, während das ebenfalls eroberte Réunion nach dem Krieg an Frankreich zurückgegeben wurde. Ab 1814 war Mauritius britische Kronkolonie und gehörte zum Britischen Weltreich. Die britischen Besatzer nahmen nur wenig Einfluss auf Geschehen und Verhältnisse auf der Insel. Viele Einflüsse der Franzosen blieben daher erhalten, wie zum Beispiel der Code civil Napoleons und die französische Sprache.
Im 19. Jahrhundert setzte eine Masseneinwanderung aus Indien ein, nachdem die britische Kolonialmacht ab 1835 die Sklaverei verboten hatte und die Mehrzahl der freigelassenen Sklaven nicht bereit waren, für die neuen Kolonialherren auf den Feldern zu arbeiten. Ab 1871 wurde für sogenannte „Kontraktarbeiter“ ein Einwanderungsstopp verhängt, weil auf den Plantagen tätige Inder inzwischen einen Bevölkerungsanteil von sechzig Prozent erreicht hatten. Wegen der Monokultur war die Wirtschaft auf der Insel von der Entwicklung des Zuckerrohr-Weltmarktpreises besonders abhängig.
Die Krise der Zuckerrohrindustrie auf Mauritius Ende des 19. Jahrhunderts führte zur Abwanderung eines großen Teils seiner Bevölkerung.
Die Bevölkerung blieb trotz einer mehr als 150 Jahre dauernden britischen Herrschaft durch die Abstammung der herrschenden Oberschicht bis heute französisch geprägt.
Das Frauenwahlrecht wurde 1947 eingeführt.[15]
Das britische Colonial Office internierte jüdische Flüchtlinge vor der Schoa, die mit dem Mittelmeerschiff Atlantic angereist waren, von 1940 bis 1945 in einem ehemals napoleonischen Gefängnis im Beau Bassin, wenige Kilometer südlich von Port Louis.
Unabhängigkeit seit 12. März 1968[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ab 1958 bereitete Großbritannien Mauritius zusammen mit Rodrigues auf seine Selbstständigkeit vor. Das allgemeine Wahlrecht und politische Autonomie wurden eingeräumt. Nach 150 Jahren britischer Herrschaft wurde Mauritius am 12. März 1968 unabhängig und trat dem Commonwealth bei. Erster Premierminister wurde der Führer der Arbeiterpartei, Sir Seewoosagur Ramgoolam, der Mauritius in den ersten 14 Jahren seiner Unabhängigkeit regierte. Von 1995 bis 2000 und von 2005 bis 2014 war sein Sohn Navin Ramgoolam Premierminister.
Am 12. März 1992 wurde Mauritius nach Einführung einer neuen Verfassung eine Republik.
Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Politisches System[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Repräsentative Demokratie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Seit der Unabhängigkeit ist Mauritius eine der wenigen stabilen repräsentativen Demokratien in Afrika mit freien Wahlen und Garantien für Menschenrechte innerhalb des Staates. Im Demokratieindex 2016 belegt Mauritius Platz 18 von 167 Ländern, womit das Land als eine „vollständige Demokratie“ gilt.[16]
Nationalversammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Nationalversammlung von Mauritius besteht aus mindestens 62 und maximal 70 Mitgliedern. Diese werden alle fünf Jahre in den 21 Wahlbezirken (engl. constituencies) gewählt. Jeder Bezirk stellt drei Abgeordnete, mit Ausnahme von Rodrigues, das zwei stellt. Die restlichen acht sind die „besten Verlierer“ aller Bezirke, die bestimmten im „normalen“ Wahlergebnis unterrepräsentierten Ethnien angehören müssen. Die Sinnhaftigkeit des Best Loser Systems, das auf einer Volkszählung der 1970er Jahre fußt, ist umstritten und könnte im Zuge einer diskutierten Wahlreform gestrichen werden.
Präsident[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Staatsoberhaupt ist der Präsident, der nach den Wahlen vom Parlament gewählt wird. Er wählt aus den Abgeordneten des Parlaments den Premierminister, der die Regierung leitet und Kandidaten für die einzelnen Ministerämter vorschlägt, die dann wiederum vom Präsidenten eingesetzt werden. Präsident ist seit 2019 Prithvirajsing Roopun. Seine Vorgängerin Ameenah Gurib hatte das Amt seit 2015 inne[17] und trat nach einem Korruptionsskandal im März 2018 zurück.[18] Darauf folgten ihr Barlen Vyapoory bis 2019 und Marc France Eddy Balancy bis zur Übernahme des Amtes durch Roopun als Übergangspräsidenten. Premierminister ist seit Januar 2017 Pravind Jugnauth.
Parteien/Regierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Mauritian Labour Party (MLP) regierte in der Zeit von 1947 bis 1982 durchgehend entweder alleine oder in einer Koalition. Die Allianz von Mauritian Militant Movement und Mauritian Socialist Party (MMM/PSM) gewann die Wahlen von 1982 und bekam alle 60 Sitze zugesprochen. 1983 liefen Politiker von der MMM zur PSM über und vereinten sich zur Militant Socialist Movement (MSM) und bildeten eine Mehrheit in der Koalition mit der MLP.
Im Juli 1990 schloss sich die MSM mit der MMM zusammen und sie gewannen bei den Wahlen im September 1991 59 der 62 direkt gewählten Sitze im Parlament. Im Dezember 1995 gewann abermals die MLP, dieses Mal aber in Koalition mit der MMM. Nachdem der Premierminister Ramgoolam von der MLP 1997 den Koalitionspartner MMM von den Regierungsgeschäften ausschloss, regierte die MLP mit Hilfe von kleinen Parteien alleine weiter.
2000 gewann die Koalition aus MMM und MSM die Nationalwahlen. Trotz Auseinandersetzungen der beiden Parteien traten sie im Juli 2005 wieder gemeinsam bei den Wahlen gegen die von der MLP geführte Soziale Allianz an. Die Soziale Allianz konnte aber – mit 42 gewonnenen Sitzen – einen überragenden Sieg einfahren.
Menschenrechte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Menschenrechtslage ist im Rahmen der stabilen mauritischen Demokratie gut, allerdings stellt die nationale Menschenrechtskommission gelegentliche Verletzungen der Menschenrechte durch die Polizei fest. Die Strafjustiz arbeitet langsam. Presse- und Meinungsfreiheit sind gewährleistet.[19]
Laut US-amerikanischem Außenministerium achtet die Regierung von Mauritius im Allgemeinen die Menschenrechte ihrer Bürger. Einige Punkte in Sachen Menschenrechte wurden jedoch bemängelt: Folter und Misshandlung von Verdächtigen und Gefangenen durch Sicherheitskräfte, überbelegte Gefängnisse, Belästigung und Einschüchterung von Journalisten, Gewalt und Diskriminierung gegen Frauen, Missbrauch und sexuelle Ausbeutung von Kindern, Diskriminierung von Menschen mit HIV/AIDS und von sexuellen Minderheiten, Beschränkungen von Arbeitnehmerrechten, gewerkschaftsfeindliche Diskriminierung, Zwangsarbeit (einschließlich von Kindern) sowie Kinderarbeit generell. Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) arbeiteten im Jahr 2002 etwa 1,4 % der Kinder zwischen 10 und 14 Jahren.[20][21]
Laut „Pressefreiheitsindex 2011–2012“ der Reporter ohne Grenzen, einer internationalen Nichtregierungsorganisation zur Wahrung der Pressefreiheit, liegt Mauritius gemeinsam mit Hongkong und Samoa derzeit auf Platz 54.[22]
Homosexuelle Handlungen sind auf Mauritius gesetzlich verboten. Der „Sittlichkeits-Artikel“ 250 sieht für gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte bis zu fünf Jahre Gefängnis vor. Allerdings findet das Gesetz bei einvernehmlichen Handlungen zwischen Erwachsenen nur selten Anwendung. Der Spartacus International Gay Guide warnt jedoch vor dem Risiko und empfiehlt grundsätzlich ein „unauffälliges Verhalten“.
Verwaltungsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Neun Bezirke:
Die Insel Mauritius ist traditionell in neun Bezirke gegliedert:[23]
Für jeden Bezirk ist ein erstinstanzliches Bezirksgericht (District Court) eingerichtet.[24] Daneben dienen die Bezirke vor allem statistischen Zwecken.
Bezirk | Bezirkshauptstadt | Fläche in km² | Einwohner[25] | Bevölkerungsdichte in Ew./km² |
---|---|---|---|---|
Black River | Bambous | 259,0 | 80.939 | 310 |
Flacq | Centre de Flacq | 297,9 | 138.460 | 460 |
Grand Port | Mahébourg | 260,3 | 112.997 | 430 |
Moka | Quartier Militaire | 230,5 | 83.251 | 360 |
Pamplemousses | Triolet | 178,7 | 139.966 | 780 |
Plaines Wilhems | Beau Bassin-Rose Hill | 203,3 | 368.621 | 1800 |
Port Louis | Port Louis | 42,7 | 119.706 | 2800 |
Rivière du Rempart | Mapou | 147,6 | 108.005 | 730 |
Savanne | Souillac | 244,8 | 63.585 | 280 |
Lokale Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die lokale Verwaltung ist grundlegend durch das Kommunalverwaltungsgesetz vom 15. Dezember 2011 (Local Government Act)[26] geregelt. Dieses sieht die Gliederung der Insel Mauritius in
- 1 Großstadt (City) (Port Louis),
- 4 Landstädte (Towns) (Beau Bassin-Rose Hill, Curepipe, Quatre Bornes und Vacoas-Phoenix) und
- 9 Bezirke (Districts) mit insgesamt 130 Dörfern (Villages) vor.
Die Selbstverwaltungsbezirke tragen zwar die Namen der traditionellen Bezirke (außer Port Louis und Plaines Wilhems), sind aber mit diesen nicht völlig deckungsgleich. So ist beispielsweise das Dorf Midlands aus dem District Plaines Wilhems dem Selbstverwaltungsbezirk Grand Port zugewiesen.
Im Einzelnen sind den Bezirken für die örtliche Selbstverwaltung die folgenden Dörfer zugeordnet:[27]
- Black River: Albion, Bambous, Cascavelle, Case Noyale, Chamarel, Flic en Flac, Grande Rivière Noire, Gros Cailloux, La Gaulette, Le Morne, Petite Rivière, Richelieu, Tamarin
- Flacq: Bel Air (Rivière Sèche), Bon Accueil, Bramsthan, Brisée Verdiére, Camp de Masque, Camp de Masque Pavé, Camp Ithier, Centre de Flacq, Clemencia, Ecroignard, Grand River South East, Grande Retraite, Lalmatie, Laventure, Mare La Chaux, Médine (Camp de Masque), Olivia, Poste de Flacq, Quatre Cocos, Queen Victoria, Saint Julien, Sebastopol, Trou d’Eau Douce
- Grand Port: Bambous Virieux, Bananes, Beau Vallon, Bois des Amourettes, Camp Carol, Cluny, Grand Bel Air, Grand Sable, Mahebourg, Mare d’Albert, Mare Tabac, Midlands, New Grove, Nouvelle France, Old Grand Port, Petit Bel Air, Plaine Magnien, Quatre Soeurs, Rivière des Créoles, Rose Belle, Saint Hubert, Seizième Mille, Trois Boutiques (Union Vale), Union Park
- Moka: Camp Thorel, Dagotière, Dubreuil, Espérance, L’Avenir, La Laura-Malenga, Melrose, Moka, Montagne Blanche, Nouvelle Découverte, Providence, Quartier Militaire, Ripailles, Saint Julien d'Hotman, Saint Pierre, Verdun
- Pamplemousses: Arsenal, Baie du Tombeau, Calebasses, Congomah, Crève Coeur, D’Epinay, Fond du Sac, Le Hochet, Long Mountain, Morcellement Saint André, Notre Dame, Pamplemousses, Plaine des Papayes, Pointe aux Piments, Terre Rouge, Triolet, Trou aux Biches, Ville Bague
- Rivière du Rempart: Amaury, Amitié-Gokhoola, Belle Vue Maurel, Cap Malheureux, Cottage, Espérance Trébuchet, Goodlands, Grand Baie, Grand Gaube, Mapou, Petit Raffray, Piton, Plaine des Roches, Poudre d’Or, Poudre d'Or Hamlet, Rivière du Rempart, Roche Terre, Roches Noires, The Vale
- Savanne: Baie du Cap, Bel Ombre, Bénarès, Bois Chéri, Britannia, Camp Diable, Chamouny, Chemin Grenier, Grand Bois, L’Escalier, La Flora, Rivière des Anguilles, Rivière du Poste, Saint Aubin, Souillac, Surinam, Tyack
Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Allgemein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die stabile politische Lage auf der Insel nach der Unabhängigkeit zog in hohem Maße ausländische Investoren an, was Mauritius eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen Afrikas einbrachte. Im Global Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegt Mauritius Platz 45 von 137 Ländern (Stand 2017–2018).[28] Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegte das Land 2017 Platz 21 von 180 Ländern.[29] Das Land ist damit eines der wirtschaftlich liberalsten in Afrika. In den letzten Jahren wurde das Wirtschaftswachstum durch Naturkatastrophen und fallende Zuckerpreise stark verlangsamt, was zu Protesten aufgrund des Lebensstandards der überwiegend kreolischen Bevölkerung führte. Der Rohrzucker, der auf fast 90 % der kultivierten Fläche angebaut wird, ist eine der Hauptarbeitsquellen von Mauritius, macht aber nur 2,2 % des Bruttoinlandsproduktes aus. Ein mit der Europäischen Union geschlossenes Abkommen sicherte den Zuckerrohrbauern lange Zeit Preise, die zuletzt um 36 % über dem Weltmarktniveau lagen. Dieses Privileg wurde zwischen 2006 und 2015 sukzessive abgebaut. Auch die Textilindustrie, ein wichtiger Wirtschaftszweig, ist aufgrund von limitierten Exportquoten unter Druck geraten. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Tourismus, im Jahr 2008 kamen ca. 930.000 Besucher, davon etwa 62.500 aus Deutschland.[30]
Mauritius gehört seit dem Erlangen der Unabhängigkeit im Jahre 1968 zu den etwa 25 Staaten ohne Militär. Der ehemalige Militärflugplatz im Südosten der Insel wurde daher zu einem zivilen internationalen Flughafen umgebaut und nach dem Generalgouverneur Sir Seewoosagur Ramgoolam International Airport benannt. Der Flughafen ist gleichzeitig Heimatflughafen der staatlichen Air Mauritius.
Mauritius ist Mitglied der Afrikanischen Union sowie von COMESA und SADC. Mit Frankreich und den benachbarten Inselstaaten kooperiert Mauritius seit 1984 in der Kommission des Indischen Ozeans.
Die Arbeitslosenrate wird 2017 mit 6,9 % angegeben. Die Jugendarbeitslosigkeit wird auf 23,3 % geschätzt.[31]
Am 28. Januar 2016 legte die EU-Kommission ein Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Steuerflucht vor, bei dem unter anderem Mauritius auf der schwarzen Liste der Steueroasen auftaucht.[32]
Nach dem Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International lag Mauritius 2017 von 176 Ländern zusammen mit Italien und der Slowakei auf dem 54. Platz, mit 50 von maximal 100 Punkten.[33]
Kennzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Alle BIP-Werte sind in US-Dollar (Kaufkraftparität) angeben.[34]
Jahr | 1980 | 1985 | 1990 | 1995 | 2000 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
BIP (Kaufkraftparität) | 1,88 Mrd. | 3,04 Mrd. | 5,13 Mrd. | 7,35 Mrd. | 10,50 Mrd. | 13,88 Mrd. | 14,95 Mrd. | 16,25 Mrd. | 17,48 Mrd. | 18,15 Mrd. | 19,13 Mrd. | 20,28 Mrd. | 21,32 Mrd. | 22,35 Mrd. | 23,58 Mrd. | 24,67 Mrd. | 25,96 Mrd. | 27,45 Mrd. |
BIP pro Kopf (Kaufkraftparität) | 1.945 | 2.983 | 4.848 | 6.549 | 8.848 | 11.298 | 12.114 | 13.109 | 14.052 | 14.552 | 15.297 | 16.194 | 16.977 | 17.762 | 18.698 | 19.537 | 20.542 | 21.640 |
BIP Wachstum (real) | −10,1 % | 6,9 % | 7,2 % | 4,3 % | 8,2 % | 1,4 % | 4,5 % | 5,9 % | 5,5 % | 3,0 % | 4,1 % | 3,9 % | 3,2 % | 3,2 % | 3,6 % | 3,5 % | 3,9 % | 3,9 % |
Inflation (in Prozent) | 33,0 % | 8,3 % | 10,7 % | 6,0 % | 4,2 % | 4,9 % | 8,9 % | 8,8 % | 9,7 % | 2,5 % | 2,9 % | 6,5 % | 3,9 % | 3,5 % | 3,2 % | 1,3 % | 3,7 % | 5,1 % |
Staatsverschuldung (in Prozent des BIP) | … | … | … | … | 43 % | 51 % | 48 % | 45 % | 43 % | 51 % | 52 % | 52 % | 51 % | 54 % | 58 % | 60 % | 60 % | 60 % |
Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Als Überbleibsel der englischen Kolonialzeit gilt auf Mauritius der Linksverkehr. Der größte Teil des Verkehrs auf Mauritius wird über das 1600 Kilometer lange Straßennetz abgewickelt, von dem der größte Teil asphaltiert ist. Viele Straßen sind jedoch eng und manche auch baufällig.[35] Von Nord nach Süd verläuft als Hauptverbindung die M2, eine Art Autobahn, von dem kleinen Badeort Grand Baie über die Hauptstadt Port Louis zum internationalen Flughafen in Grant Port.
→ Hauptartikel: Schienenverkehr auf Mauritius
Mit der Erteilung des Bauauftrags für den Metro-Express Ende Juli 2017 soll bis September 2021 ein leistungsfähiger Schienenpersonenverkehr in der Hauptstadtregion eingerichtet werden. Die 26 Kilometer lange Strecke soll die Städte Curepipe, Vacoas, Quatre-Bornes, Rose-Hill und Port Louis miteinander verbinden. Die Eröffnung der ersten Teilstrecke von Rose-Hill nach Port Louis ist für September 2019 geplant.[36]
Auf der Insel besteht ein enges Netz von Buslinien,[37] die regelmäßig verkehren, aber durch die vielen Bus-Stopps sehr langsam vorankommen. Einige wenige Fernverbindungen kommen schneller voran. Der Sicherheitsstandard in Mauritius schreibt vor, dass im Bus nur so viele Menschen transportiert werden dürfen, wie es Sitzplätze gibt. Zu Stoßzeiten warten häufig Großraumtaxis an den Haltestellen, um Gäste gesammelt schneller und bequemer zu transportieren.
Taxis sind recht preiswert und werden gerne von Touristen gebucht, um Tagesausflüge zu machen, da die Taxifahrer die Sehenswürdigkeiten gut kennen.[38]
Zur Insel Rodrigues gibt es tägliche Flugverbindungen.
Strukturwandel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Vor der Unabhängigkeit war die Wirtschaft fast vollständig vom Zuckerrohranbau abhängig. Inzwischen besteht auch eine Industrie-, Bank- und Tourismusbranche, was zu dem relativ hohen Lebensstandard führte. Insbesondere die Edelsteinschleiferei hat sich zu einem wichtigen Industriezweig entwickelt. Die im Juli 2005 abgewählte Regierung wollte Mauritius zu einem Cyber Island und Ziel von Outsourcing machen.
Produktpiraterie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Den Touristen wird wie in vielen Urlaubsländern vielerorts imitierte Markenkleidung angeboten. Oft beschränken sich die Geschäfte auf einfache T-Shirts und Polo-Shirts und das Bedrucken oder Besticken dieser mit bekannten Markennamen. Es gibt jedoch in allen Ballungsräumen auch große, offiziell wirkende Geschäfte, die gefälschte Markenartikel in großen Mengen und allen verfügbaren Größen und Farben vertreiben. Dies ist auf Mauritius erlaubt, solange die Rechteinhaber ihre Warenzeichen und Designs nicht lokal sowohl beim Intellectual Property Office als auch beim Zoll angemeldet haben.[39] Aufgrund der geringen Größe der Insel sind natürlich die wenigsten Firmen bereit, diesen bürokratischen Aufwand auf sich zu nehmen, so dass dem Verkauf von gefälschter Markenkleidung kaum Einhalt auf der Insel geboten wird.
Sozialsystem[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Staatshaushalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 2,9 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 2,4 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 3,9 % des BIP.[10]
Die Staatsverschuldung betrug 2016 62,7 % des BIP.[40]
Die Staatsverschuldung betrug 2016 62,7 % des BIP.[40]
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die koloniale Vergangenheit spiegelt sich auch in der Kultur wider. In allen Bereichen herrscht eine Mischung der Einflüsse der beiden Kolonialmächte sowie Afrikas und Asiens.
Küche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
So enthält die kulinarische Karte von Mauritius Elemente aus Frankreich, Indien und von den Kreolen.
Briefmarken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weiterhin ist Mauritius für seine Briefmarken berühmt, die Rote und Blaue Mauritius (im Englischen allerdings als der „Red Penny“ und der „Blue Penny“ bekannt). Sie wurden 1847 gedruckt, als Mauritius als fünftes Land der Erde begann, Briefmarken zu benutzen. Sie sind heute sehr selten und daher auch sehr wertvoll.
Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Europäische Musik gelangte zuerst mit den niederländischen Kolonisten im 17. Jahrhundert auf die Insel. In den Reiseberichten von Seefahrern und in den Briefen der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) sind spärliche Mitteilungen über Lieder und Tänze der Sklaven aus dieser Zeit enthalten. Die Siedlungen der Niederländer waren zwar klein, dennoch scheint es gewisse öffentliche Musikdarbietungen gegeben zu haben, die auch Besucher von außerhalb einschließlich Piraten anzog. Die geflohenen Sklaven (Maroons), die im Landesinnern in halbnomadischen Gruppen lebten, pflegten musikalische Formen, aus denen der Tanzmusikstil Sega entstand.[42]
Während der französischen Zeit entfaltete sich neben der Militärmusik eine europäische klassische Musikkultur. Anfang des 18. Jahrhunderts hatte sich der Sega von den Maroons bis zu den in den Plantagen arbeitenden Sklaven über die gesamte Insel ausgebreitet und wurde nachts im Verborgenen beim Schein eines Feuers aufgeführt. Um 1730 war bei den nächtlichen Sega-Tänzen die bis heute übliche Instrumentalbegleitung mit der Rahmentrommel ravanne, der Floßzither maravanne und einem Triangel zum Standard geworden.[43]
Eine bekannte Sega-Gruppe mit dem Namen Cassiya gründete sich 1988. Neben den afrikanischen Musiktraditionen gibt es Einflüsse der indischen und chinesischen Musik sowie eine westliche Pop- und Rockmusikszene. Eine populäre mauritisch-indische Band nennt sich Bhojpuri Boys und singt Lieder in der Sprache Bhojpuri. Eine der bekanntesten mauritischen Popsängerinnen ist Linzy Bacbotte. Gläubige Muslime praktizieren das aus Südasien stammende Genre na`at. Dies sind Preislieder auf den Propheten Mohammed, bei denen keine Musikinstrumente zugelassen sind.[44]
In Port Louis steht das älteste Opernhaus der Südhalbkugel, erbaut um 1820. Damit hat Mauritius bereits eine lange Operntradition, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aber verloren gegangen ist. Das Gebäude ist zurzeit nicht bespielbar. Seit 2009 gibt es jedoch Bemühungen, die Opernszene auf Mauritius wiederzubeleben. Der Unternehmer Paul Olsen, die Sängerin Katrin Caine und der Dirigent Martin Wettges setzen sich dafür ein.[45] Der Berliner Förderverein Freunde der Opera Mauritius e.V. unterstützt die Musikerziehung und die Umsetzung von Opernproduktionen auf Mauritius sowie die Restaurierung des Operngebäudes.[46] Der mauritische Verein Friends of OperArts fördert den Nachwuchs und organisiert Konzerte. Es gibt inzwischen mehrere Chöre, darunter den Erwachsenenchor Cantiamo! und die Kinderchöre Rainbow Voices geleitet von Katrin Caine, das L'Ensemble 415 und den Musikkindergarten Vent D'un Rêve.
Bisher hat es seit 2009 folgende Opernproduktionen gegeben: Carmen (2010), Hansel and Gretel (2011), La Traviata (2012), Dido and Aeneas (2013), Orphée aux Enfers (2014,) und zuletzt wurde im Oktober 2018 Franz Lehárs Operette La Veuve joyeuse aufgeführt.
Auf Mauritius gibt es seit 1987 das Conservatoire François Mitterrand.[47] 2017 gründete sich darüber hinaus das Indian Ocean Symphonic Orkestra (IOSO), ein Zusammenschluss von Musikern von La Réunion, Mauritius und Madagaskar. Hierüber äußert sich ein musikalischer Austausch, der bereits auch auf anderen (musikalischen) Ebenen zwischen den Inseln stattfindet.
Kulturdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Insel bietet ein reichhaltiges Sportangebot sowohl für Einheimische[48] als auch für Touristen. Die geografischen Gegebenheiten begünstigen Bergwandern, Tauchen, Schnorcheln, Fischen, Jagen, Segeln, Surfen und Kitesurfen.
Mauritius war bereits zweimal Austragungsland der Leichtathletik-Afrikameisterschaften. In Port Louis finden zudem seit 2010 jährlich im November die Mauritius Speedminton Open statt. Im Radsport finden die Ergebnisse der Tour de Maurice internationale Beachtung.
Die Mauritische Fußballnationalmannschaft bestreitet seit 1947 Länderspiele.
Die reichen Korallenriffe von Mauritius ziehen viele Taucher und Schnorchler an. Mauritius ist bekannt für seine Riesenmuränen und eine große Vielfalt an Muscheln und Wasserschnecken.
Von Juni bis August versprechen die Windstatistiken für die Kite-Spots 85 % Gleitwind über 4 Beaufort, die mittlere Wasser- und Lufttemperatur liegt bei 25 °C. Der Spot bei Le Morne bietet durch das weit im Meer liegende Riff in der davon eingeschlossenen Ladicke ein sehr großes Flachwasser und Steh-Revier.
Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Söhne und Töchter:
- Malcolm de Chazal (* 1902 Port St. Louis/Mauritius, † 1981 Curepipe/Mauritius), Schriftsteller, Maler
- Jean-Paul „Bluey“ Maunick (* 1957), Gitarrist, Komponist und Musikproduzent sowie Gründer und Mitglied der britischen Acid Jazz-Band Incognito
- Jerry Léonide (* 1984), französischer Jazzpianist
Personen mit Beziehung zu Mauritius:
- Jean-Marie Gustave Le Clézio (* 1940 in Nizza), Schriftsteller, Literatur-Nobelpreisträger, französischer und mauritischer Staatsbürger mauritischer Abstammung, verbrachte einen großen Teil seiner Kindheit hier und sieht sich selbst als Franko-Mauritier
Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Wolfgang Därr: Mauritius. 3., aktualisierte Auflage, Dumont Reiseverlag, Ostfildern 2015, ISBN 978-3-7701-7783-7.
- Die Entdeckung und Beschreibung der Insel Mauritius in deutschsprachigen Texten, 17. bis 19. Jahrhundert. In: Ulrich van der Heyden, Cornelia Beyer (Hrsg.): Cognoscere Historias. Band 24. Edition Falkenberg, Bremen 2015, ISBN 978-3-95494-093-6.
- Hermann Mückler: Ringen um Geschlossenheit und Identität − Kreolkultur in Mauritius. Anmerkungen zu Geschichte, Ethnizität und politischer Verortung einer ethnischen Minderheit. In: Werner Zips (Hrsg.): Afrikanische Diaspora: out of Africa. Reihe Afrika und ihre Diaspora. Band 1. LIT, Hamburg 2003, ISBN 3-8258-3971-0, S. 151–172.
- Walter Schicho: Zentralafrika, Südliches Afrika und die Staaten im Indischen Ozean. In: Handbuch Afrika. Band 1. Brandes und Apsel, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-86099-120-5.
- Ulrich Quack: Mauritius/La Réunion. Iwanowski, Dormagen 1998, ISBN 3-923975-20-1.
- Kay Maeritz: Mauritius mit Réunion. Bruckmann, München 1997, ISBN 3-7654-3044-7.
- Alain Proust, Alain Mountain: Mauritius. New Holland, 1995, ISBN 90-5390-658-4.
- Malo Guderjahn: Mauritius (und Réunion). Goldstadtverlag, Pforzheim 1982, ISBN 3-87269-234-8.
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